Ich liebe Montage.

Ja, ich fühle mich damit oft alleine. Aber ich liebe einfach dieses wiederkehrende Gefühl einer neuen Chance. Kennen Sie das „Jetzt aber!“-Gefühl, das wir mit einem Neubeginn verbinden?

Aufgrund dieses Gefühls mag ich auch den Dezember besonders gerne, eine Zeit, die uns einlädt, auf das sich dem Ende neigende Jahr zurückzublicken, um das neue Jahr als zwar künstlichen und dennoch nicht weniger wirksamen Neuanfang zu nutzen.

Die Motivation zu positiven Lebensveränderungen, die vom 01.01. angefeuert werden kann, ist einfach immer wieder ein Geschenk, das ich nicht liegen lassen möchte.


2021 habe ich mir vorgenommen, meine Lateinkenntnisse durch aktive Sprachverwendung zu verbessern. Und Mann, hat sich das gelohnt! Das hat mir eine ganze Welt aufgemacht voller interessanter Bücher, Menschen und Erfahrungen, die ich nicht mehr missen könnte.

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2022 wollte ich vor allem mein Zweitstudium auf Lehramt abschließen und in den Vorbereitungsdienst in der Schule starten. Ich bin sehr stolz darauf, diesen langen Weg der berufsbegleitenden Weiterbildung abgeschlossen zu haben.

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Für 2023 hatte ich keine konkreten Ziele aufgeschrieben. Es ging mir ehrlich gesagt eher ums Überleben.

Ein unerwarteter Trauerfall in der Familie im Dezember 2022, die grausamen Schrecken des Vorbereitungsdiensts, die langfristigen Folgen von drei Unfällen, der Tod meiner geliebten Hündin, die unsichere Zukunft und der krampfhafte Versuch, trotz allem genug Zeit und Energie für meine Tochter zu finden, haben das Jahr größtenteils geprägt.

Ich hatte mir vorgenommen, das Referendariat regelmäßig mit Posts auf dem Blog festzuhalten, aber das habe ich ganz schnell sein lassen, weil die meisten Artikel nur aus verzweifelten und frustrierten Messages bestanden. Das ist zum Beispiel ein Zitat aus einem Post, der nie veröffentlicht wurde:

20. Februar 2023 – Rosenmontag

Ich bin kein Karnevalsliebhaber, aber wenn man auf alle Veranstaltungen, die dem eigenen Kind am Herzen liegen, verzichten muss, weil blöde Unterrichtsbesuche anstehen, kotzt mich das massiv an. Ich bin richtig sauer, frustriert, verärgert. Ich habe die letzten Tage nur geheult und an der Welt verzweifelt. Mir ging es noch nie so sch… wie jetzt im Bezug auf meinen Beruf. Wer das Referendariat erfunden hat, war ein böser Mensch und brennt in der Hölle.

Ich fand das weder für mich noch für Leser hilfreich, also habe ich’s sein lassen.

Ich muss zugeben, dass ich mich dieses Jahr zunächst gar nicht auf meinen ritualisierten Rückblick gefreut habe, weil ich davon ausgegangen war, dass ich einfach nur sehr viele von solchen frustrierenden Momenten in Erinnerung rufen würde. Umso glücklicher bin ich, dass ich mich darauf eingelassen habe! Denn es hat sich ganz schnell herausgestellt, dass das Jahr 2023 unerwartet viele wunderschöne Aspekte und Gaben enthielt, wie Reisen, Freunde, neue Perspektiven. Diese stehen im heutigen Rückblick im Vordergrund.


Ziele

Wie gesagt habe ich Ende 2022 keine genauen Ziele für das Jahr schriftlich festgehalten. Das heißt aber nicht, dass ich im Laufe des Jahres keine Ziele im Hinterkopf hatte.

Referendariat

Ziel: überleben und Vorbereitungsdienst abschließen
Status: 🎯

Ich liebe es, mit Schülern zu arbeiten. Es war mir trotz des völlig bescheuerten Systems ein Genuss, meine Klassen ein Jahr lang begleiten zu dürfen. Wenn Schüler mit fröhlicher Stimme im Treppenhaus „Hallo Frau Ulivi!“ rufen, geht mein Herz auf. Und diese Momente haben mir die Kraft gegeben, 1,5 Jahre durchzuziehen.

Der Examenstag war schließlich auch sehr schön, muss ich sagen. Endlich durfte man da einfach zeigen, was man kann, ohne sich irgendwelche nett gemeinte „konstruktive Kritik“ anhören zu müssen.

Ich bin auch sehr dankbar um ein paar Kollegen und Mentoren, die mir das Leben im Ref nicht nur einfacher gemacht, sondern teilweise erst ermöglicht haben. ❤️ (@Nina, stai leggendo?)

Ein Highlight: Ich durfte Josef Leisen live erleben! Ja, DEN Leisen, Vater des sprachsensiblen Unterrichts und Theoretiker des Lehr-Lern-Modells.

Zukunftsplanung

Ziel: berufliche Zukunft
Status: 🚧

Beruflich befinde ich mich in einer Zeit der Veränderung. Einerseits vermisse ich die Schüler und möchte gerne ab nächstem Jahr als Lehrerin arbeiten. Andererseits habe ich auch viele andere Ideen, die ich freiberuflich realisieren möchte. Einiges müsste kompatibel sein und wird ausprobiert.

Übrignes tolle Neuigkeiten: Ich bin Freie Rednerin (IHK)!

Familienleben

Ziele: neuen Wohnort festlegen, mehr als Familie zusammen erleben, Zeit mit meiner Tochter genießen
Status: 🎯

Ein neuer Wohnort steht mittlerweile fest! Ich freue mich, in eine neue Stadt zu ziehen, und hoffe sehr, dass unsere Wohnsituation etwas großzügiger wird, um mehr Besuch empfangen zu können.

Als Familie haben wir auch viel mehr miteinander unternommen, obwohl ich in der ersten Jahreshälfte oft nur kurz bei Aktionen dabei war. Gerade mit meiner Tochter konnte ich trotzdem sehr viele wunderschöne Tage verbringen. Ich bin sehr dankbar, dass ich sie in meinem Leben habe.

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Freunde

Ziel: meine Freundinnen Elena, Alessia, Eva, Benedetta und Marina wiedersehen
Status: 💘

Wie toll! Ich glaube, 2023 war das erste Jahr, an dem ich alle fünf „geschafft“ habe. Ich wohne nämlich in Bonn und sie in Sachsen, Österreich, Italien, England und Irland. Großartig, dass es geklappt hat!

Ich glaube, dass die Tatsache, dass Vieles unschön war, dafür gesorgt hat, dass ich mir viele schöne Reisen, Ausflüge und Erfahrungen gegönnt habe. Alles in allem bin ich froh, wie das Jahr gelaufen ist.

Ziel: meine Lateinfreundinnen Raffaella und Alica endlich persönlich kennenlernen
Status: 💘

Ich habe schon erwähnt, dass ich durch das Lateinsprechen mit vielen Menschen in Kontakt getreten bin. Das schließt zum einen die Kollegen, die beim Circulus Minervae in Bonn regelmäßig mitmachen, ein. Das sind auch die wahnsinnig gelehrten und redegewandten Dozenten und Teilnehmer der lateinsprachigen Online-Schule Speaking Latin. Nicht zuletzt pflege ich den Kontakt zur Accademia Vivarium Novum, einem unbeschreiblich schönen Ort zum Erhalt humanistischen Gedankenguts.

Aus diesen Kreisen durfte ich zwei ganz faszinierende Frauen, die ich sehr schätze und mag, kennenlernen, zu denen der Kontakt ganz lange nur digital stattfinden konnte. 2023 war das Jahr, in dem ich beide endlich persönlich treffen durfte! Anfang Oktober die eine, Mitte Oktober die andere: Nach Jahren digitalen Kontakts hat sich schließlich ergeben, dass ich im Laufe von zwei Wochen beide sehen konnte. YAY!

Reisen

Ziel: möglichst viel reisen, sei es für einen mehrwöchigen Urlaub oder für kurze Ausflüge
Status: 🎯

Reisen und Ausflüge waren mir in diesem Jahr ein großer Trost. Immer wenn der Stresspegel zu hoch war, habe ich mich mit dem Gedanken an die nächste Reise getröstet. Ich habe es geschafft, dass bei der einen Reise stets die nächste bereits geplant und gebucht war, sodass ich gedanklich nie Leerläufe hatte.

Meine Highlights:

  • Februar: in Florenz mit dem Schüleraustausch
  • Mai: Traumhochzeit in Graz
  • Juli: Geburtstagswochenende in Luxemburg und Trier
  • Juli: Slovenien und Kroatien mit dem VW-Bus entdecken
  • August: ein paar Tage in Frascati
  • September: Party in Dublin
  • Oktober: in Piemont entspannen
  • Oktober: Nürnberg auf Latein
  • Oktober: endlich mal Xanten besucht
  • November: Frankfurt mit der Family
  • Dezember: Xmas in the US (coming soon)

Lektüre

Ziel: Vieles und Gutes zu lesen
Status: Quantität ✅, Qualität 🙈

Ich habe für meine Verhältnisse normal viel gelesen, aber vor allem Unterhaltungsliteratur und Self-Development-Zeugs. Im nächsten Jahr ist wieder mehr Tiefgang angesagt.

Schreiben

Ziel: ohne Angst schreiben
Status:🎢

Ich liebe es zu schreiben. Wenn ich es schaffe, mich in der Tätigkeit zu verlieren und einfach loszuschreiben, vergehen Stunden und Tage, ohne dass ich das merke. Doch passiert es immer allzu oft, dass ich während des Schreibens (oder auch davor) anfange, meine Gedanken zu kritisieren, ja vivisezieren, sodass das ganze Grübeln lähmend wird. Plötzlich darf man nicht mehr einfach sein. Nein, man muss gut sein! Und siehe da! Nichts, was einem einfällt, ist gut genug, also kann man es doch auch sein lassen. Kennen Sie das?

Ein Buch, das der absolute Game Changer für mich war, ist The Artist’s Way von Julia Cameron. Das hat mir geholfen, solche Blockaden teilweise zu überwinden.

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Gesundheit

Ziel: mich einigermaßen fit fühlen
Status: 😩

Ich habe mich noch nie so unfit gefühlt wie jetzt. Ich habe dieses Jahr sicherlich zu viel und zu schlecht gegessen. Außerdem konnte ich aufgrund von langfristigen Unfallverletzungen keinen Sport treiben. Das vermisse ich unheimlich. Am meisten vermisse ich das Wandern und das Indoor-Cycling.

Ziel: Klarheit schaffen durch Ausmisten und Aufräumen
Status: 📈

Vor ein paar Jahren wurde ich in den Bann von Marie Kondo gezogen. Ja, ich habe das Buch The Life-Changing Magic of Tyding gelesen und all die Hinweise umgesetzt. Seit dem konnten wir uns um ca. 60% unserer Habseligkeiten erleichtern, ein gemütliches Arbeitszimmer (das wir liebevoll Bibliothek nennen) einrichten, einen ganzen Raum für das Kinderzimmer befreien, die Küche sanieren und neu gestalten. Das hat uns allen richtig gut getan.

Dieses Jahr habe ich auch angefangen, meine digitale Welt auszumisten und zu ordnen. Ich habe mit unserem Server Freundschaft geschlossen und unzählige Dateien gesichtet und entsorgt oder ordentlich gesichert. Tolles Gefühl, wenn man etwas sucht und sofort weiß, wo es ist!

Ich bin zufrieden, wie es läuft, aber da geht noch was! Vor dem Umzug, der nächstes Jahr ansteht, möchte ich noch Einiges ausmisten.

Freie Künste

Blog

Dieser Blog ist für mich ein schöner Ausgleich. Obwohl ich ihn im Jahr 2023 sicherlich nicht priorisiert habe, haben sich die Seitenaufrufe im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Es ist auffällig, dass viele Artikel zwar nicht oft wahnsinnig oft aufgerufen werden, aber wenn, dann halten sich Leser sehr lange am Stück auf den Seiten auf – danke dafür! Das sind die Artikel, bei denen Sie sich am längten aufgehalten haben:

Und das sind die Artikel, die mir persönlich Spaß gemacht haben. 😏

Von Lektüre inspiriert:

Zur Fachlegitimierung:

Zum Lateinlernen:

Zum Bildungsbegriff:

Sonstiges Otium

Ich habe mir dieses Jahr eine neue Gitarre gegönnt. 🤩 Ich war ehrlich gestanden sehr froh, dass ich Linkshänderin bin. Selbst im riesengroßen Music Store in Köln bestand das Sortiment für Linkshänder-Westerngitarren aus 13 Stück. So konnte ich tatsächlich alle ausprobieren. Eine durfte mitkommen. Zwar tut mir die verletzte Schulter beim Spielen noch weh, aber ich möchte nicht mehr darauf verzichten müssen.

Mein treues BuJo begleitet mich noch fleißig.

Lesen Sie auch Disce mecum! #4 Römischer Kalender und Bullet Journal.

Zum Schluss: Random Stuff im Schnellverlauf

Random Facts

Als Zahnfee tauge ich nichts: beim dritten Zahn schon ertappt.

Mein Karnevalskostüm auf dem Schulfest:

Bestes Restaurant: Riso e latte in Mailand

Ein erstes Mal: Halloween mit gefährlichen Hexen

Der schlimmste Moment: eine Mail vom 5. August

Was nicht nach Plan gelaufen ist:

  • Der herkunftssprachliche Unterricht von meiner Tochter war so enttäuschend, dass wir sie abgemeldet haben. 😩 Mamma maestra muss einschreiten.
  • Wir hatten eigentlich eine Reise nach Mexiko angedacht. 🌮 Quién sabe cuándo…

Random numbers

R.I.P. Ari ❤️ 12.09.2012 – 07.08.2023

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Silvia Ulivi

Humanistin mit einem unstillbaren Faible für Sprachsysteme, Literatur und Unterricht

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