In dieser Serie zeige ich Ihnen, was ich als studierte Latinistin nach wie vor unternehme, um mein Latein zu verbessern. Machen Sie doch mit! #discemecum

Insbesondere versuche ich, meine aktiven Kenntnisse zu verfestigen und das Sprechen zu erlernen, weswegen ich Anfang 2021 Ørbergs einsprachiges Buch Lingua Latina per se illustrata abgearbeitet und im Frühling angefangen habe, Kurse der lateinischsprachigen Schule www.speaking-latin.net zu besuchen. In besagter Schule sind sowohl der Dozent als auch ein Großteil der Teilnehmer viel weiter als ich und es ist schön – wenn auch ein bisschen peinlich –, solche kompetenten Gesprächspartner zu haben, die als Vorbilder fungieren können. Außerdem habe ich in Bonn einen Circulus Latinus namens Circulus Minervae gegründet, um auch vor Ort mit Gleichgesinnten üben zu können. Ich bin so glücklich über die großen Fortschritte, die ich in diesem Jahr gemacht habe, dass ich meine Bemühungen teilen möchte. Denn Latein zu sprechen, ist nicht nur an und für sich schön, sondern es hat mir unheimlich bei der deutsch-lateinischen Übersetzung an der Uni geholfen und allgemein beim Lesen. Und auf eine kompetente und sichere Lektüre der Originaltexte kommt es schließlich in unserem Fach an.

Ich hege die Hoffnung, dass sich einige Studierende, Lehrer oder weitere fortgeschrittene Lateinlerner angespornt fühlen werden, das eine oder andere auszuprobieren. In diesem Sinne: Disce mecum! Wenn Sie mitmachen, lassen Sie es mir gerne wissen.

Familia Romana, Kapitel 1

Wie gesagt habe ich das gesamte Buch Familia Romana schon einmal abgearbeitet. Jedoch haben wir in letzter Zeit im Circulus Minervae angefangen, zusammen damit zu arbeiten, weswegen ich die Beschreibungen der Bilder und die Aufarbeitung der Buchs und der Lektionen noch mal vorbereitet hatte. Ich habe nun das eine oder andere aufgenommen.

Für fortgeschrittene Lerner, aber ehrlich gesagt auch für Anfänger, ist das erste Kapitel eine Unterforderung. Trotzdem können wir versuchen, die Bilder auf Latein zu beschreiben oder fachdidaktische Überlegungen zu den Materialien anzustellen.

In einem Treffen vom Circulus Minervae haben wir uns beispielsweise darüber unterhalten, warum der abgebildetete Ort geeignet war, um eine Siedlung zu gründen. Es wurden von einigen Kommilitonen auch Pro und Contra hinsichtlich die Verteidigung des Dorfs zusammengetragen. Selbst mit einem einfachen Bild auf dem ersten, zu einfachen Kapitel konnte eine interessante Diskussion entstehen. Wie immer: Medien an sich sind nicht gut oder schlecht; es kommt immer darauf an, wie und wozu man sie einsetzt. Aber ad rem!

Versuchen Sie, das Bild auf Latein zu beschreiben. Im folgenden Audio können Sie sich meine Version anhören.

Aus: Familia Romana, S. 7
Ubi oppidum situm est?

Et quid vides in hac imagine?

Aus: Familia Romana, S. 9
De tabula et stlio

Ørbergs Familia Romana

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Was hat es mit diesem Buch auf sich?

Schon die Ätiologie des Buchs wirft Licht auf offensichtliche und von Ørberg akribisch verfolgte didaktische Prinzipien. Während seiner Arbeit am Naturmetodens Sproginstitut in den 50er Jahren fing der Däne an, induktive Lernmaterialien für den Lateinunterricht zu erstellen, und arbeitete dann zeit seines Lebens an Lingua Latina per se illustrata, das vielleicht nicht hundertprozentig makellos, aber zweifelsohne ein didaktisches Meisterwerk ist.

Weil alles – von der Vokabeln über die Grammatik bis hin zu interkulturellen Merkmalen – selbsterklärend ist, eignet sich Familia Romana auch hervorragend zum Selbststudium.

Das erste Kapitel fängt mit Sätzen an wie Rōma in Italiā est. Italia in Europā est. Graecia in Europā est. Wie man sieht, kann man auch als Nullanfänger alles verstehen, und wenn es dann nach reichlicher Wiederholung und verschiedenen Variationen heißt Graecia et Italia in Europā sunt, erfolgt die Einführung der dritten Person Plural reibungslos. Für Lerner gewöhnungsbedürftig, aber absolut unabdingbar ist es, dass man auf die Seitenleiste der Texte ganz genau zu schauen lernt, die unentbehrliche Hinweise für die Erschließung von Wortschatz und Grammatikregeln bietet.

Aus: Familia Romana, S. 9

Schließlich sei dem fortgeschritteneren Lerner gesagt: Schon im ersten Kapitel findet man Wortstellungen, bei denen ich (und ich war nicht alleine) in der deutsch-lateinischen Übersetzung immer wieder Fehler gemacht habe, z. B. vorangestelltes etiam vs. nachgestelltes quoque. Wenn ich dieses Buch früher im Studium entdeckt hätte, wäre für mich Vieles einfacher gewesen.

Kennen Sie dieses Buch schon? Haben Sie schon damit gelernt oder unterrichtet?

Ørberg, Hans H. (2011): Lingua Latina per se illustrata. Pars I. Familia Romana. Granada: Cultura Clásica.


Sind Sie gerade im Studium mit den lateinischen Stilübungen beschäftigt? Dann schauen Sie sich diese Beiträge an.




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Silvia Ulivi

Humanistin mit einem unstillbaren Faible für Sprachsysteme, Literatur und Unterricht

2 Kommentare

Mazze · 13. Dezember 2021 um 14:41

Schön geschrieben. Danke!

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