Montag, den 09. Mai 2022

Nach 7 Stunden Hospitation an der Schule konnte nur an Folgendes denken:

  1. Ruhe!
  2. Vergil!
  3. Brot mit Nutella und Mascarpone!

Ist das normal?

Die Tage an der Schule geben immer Perspektive.

Zum einen sieht man endlich diejenigen, auf die es schließlich ankommt: die Schüler. In der Lehrerausbildung ist man oft so fixiert auf sich, dass man übersieht, dass sich der Lehrer auch ein gutes Stück seiner selbst vergessen muss, um sich auf andere konzentrieren zu können. Mir geht es zumindest so. Wenn ich mich nicht zu ernst nehme und den Stoff mit meinen Teilnehmern im Auge vorbereite und nicht so sehr, um mich zu zeigen, klappt alles besser. Das ist schon ein gutes Stück Schauspielerei. Wenn es in dem Moment gar nicht um mich geht, klappt es bei mir immer am besten.

Zum anderen erlebt man auch im Alltagsgeschäft viele seeehr gute Stunden. Nichts gegen die UBs. Es ist nämlich auch toll, in Best-Practice-Stunden zu hospitieren, wo alles bis ins kleinste Detail durchdacht ist und man ein funktional sinnvoll eingesetztes Methodenfeuerwerk erleben darf. Schule funktioniert aber auch gut, ohne dass man 30 Vorbereitungsstunden in eine einzige Unterrichtseinheit hineinsteckt. Sehr beruhigend.

Erst mal muss man leider die 30 Stunden investieren…

Durchs Ref dessen gedenk:
Levius laedit, quidquid praevidimus ante.

Dienstag, den 10. Mai 2022

Uff! Der Dienstag ist Seminartag. Bei mir sind die Zeiten so ausgelegt, dass ich abwechselnd in der einen Woche den ganzen Tag in Köln bin, in der anderen zu Hause. Das ist, glaube ich, ein guter Zeitplan. Es gäbe die noch schönere Option, die manche haben, dass man 14-tägig UND in zwei aufeinanderfolgenden Blöcken Seminare hat, während ich 3,5 Stunden Lücke zwischen den zwei Fachseminaren habe, aber es immer noch besser, als jede Woche nach Köln fahren zu müssen.

Long story short: Heute bin ich zu Hause und sortiere die tausend noch offenen organisatorischen Fragen. Dieser unterrichtsfreie Tag ist meine Rettung, denn es hat sich so viel angesammelt, dass meine heutige To-Do-Liste eine ganze Seite in meinem Bullet Journal in Anspruch nimmt. Und es ist kaum Fachliches oder Privates dabei, nur Orgakram. 😪 Ich bin froh, wenn alles in die Wege geleitet ist, aber ich bin schon seit 4 Stunden dran und es ist kein Ende in Sicht. 🙄

Mittwoch, den 11. Mai 2022

Deutsche Bürokratie ist doch einfach nur herrlich. Ich bin mal eine Liste von Anträgen auf der Seite des ZfsL durchgegangen und musste feststellen, dass zusätzlich zu dem, was ich bereits ausgefüllt und abgegeben habe (was nicht wenig ist), noch mindestens 5 Anträge und Dokumente existieren, die für mich relevant sind. Ich habe mich heute neben der Hospitation stundenlang nur mit Orga, Terminplanung und Bürokratie beschäftigt. Trotz vollzeitigen Einsatzes bin ich weder auch nur ansatzweise damit fertig noch habe ich irgendetwas Inhaltliches geschafft. Meine Hausaufgaben für die Fachseminare rufen langsam… Wenn ich mir die Lehrer anschaue, scheint sich dieser Zustand nach abgeschlossener Ausbildung leider auch nicht zu bessern. Jeder ist ständig stunden-, wenn nicht tagelang mit irgendeinem organisatorischen Mist beschäftigt.

On the bright side glaube ich, dass ich einen vernünftigen Hospitationsplan bis Ende des Schuljahres geschmiedet habe. Außerdem sollte ich bis zu den Sommerferien den drei Seminarleitern je eine Stunde zeigen und der erste Termin steht schon mal fest.

Heute Abend habe ich neben ein paar wenigen E-Mails nichts mehr für die Schule gemacht, obwohl noch sehr viel offen war. Dafür habe ich mit einer Freundin geskypet. Das muss auch mal sein, zumal wir Latein miteinander reden und ich immer seltener zum Üben komme.

Donnerstag, den 12. Mai 2022

Ich wollte gerne unterrichten und jetzt kommt ganz viel auf einmal.

Ich muss noch für morgen sehr viel nachschlagen und vorbereiten, weil wir da eine lange Fachseminarsitzung haben, für die wir Hausaufgaben bekommen haben. Und für nächste Woche habe ich reichlich viel für die ersten Unterrichtsstunden vorzubereiten. Bei Italienisch wurde mir dankenswerterweise viel vorgegeben, sodass ich nur abarbeiten muss; bei Latein habe ich mehr oder minder freie Hand, was zwar schön ist, aber auch deutlich mehr Arbeit. Ich schwimme.

Freitag, den 13. Mai 2022

Heute durften wir eine Gruppenhospitation bei einer Kollegin durchführen, die ihren letzten Unterrichtsbesuch hatte. Das war sehr nett und großzügig von ihr, dass wir mit dem gesamten Fachseminar teilnehmen durften, und es hat uns auch sehr viel gebracht, zumal sie sehr gut ist und man sich jede Menge abgucken konnte.

Nächste Woche geht es ans Unterrichten… with mixed feelings. Auf die Stunden, für die ich einen Plan habe, freue ich mich sehr, während die, für die ich komplett freie Hand habe und mir in unter einer Woche aus der Lameng eine Unterrichtsreihe überlegen soll, mir große Sorgen bereiten.

Samstag, den 14. Mai 2022

In der Schule wird man von den verschiedenen Kollegen unterschiedlich aufgenommen und das Ende des Schuljahrs ist die turbulenteste Zeit, in der man in das System Schule geraten kann. The madness! Es ist unfassbar viel los: Klassenfahrten, Praktika, Schulkonzerte, Abi-Prüfungen usw. usf. Die Schüler können nicht mehr, die Schulleitung hat alle Hände voll zu tun und das Kollegium dreht teilweise dezent durch.

Außerdem stresst mich der Gedanke, dass mich alle, mit denen ich interagiere, in der einen oder anderen Form bewerten werden, denn ich habe stets das unbehagliche Gefühl, auf der Hut sein zu müssen. Nur wovor?

O passi graviora, dabit deus his quoque finem!

Verg., Aen. 1.199

Aber erst mal Wochenende. Da ich ganz viel vorbereiten muss, habe ich mich um 5 Uhr an den Schreibtisch gesetzt, in der Hoffnung, ein paar Stündchen Arbeit einquetschen zu können, bevor mein Kind aufwacht. We’ll see…

Sonntag, den 15. Mai 2022

Ich habe es gestern tatsächlich geschafft, sowohl 8 Stunden zu arbeiten als auch Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Das ist eine große Herausforderung, denn dafür musste ich vor allen anderen aufstehen und jede Minute, in der sich meine Tochter alleine beschäftigt hat, für Unterrichtsvorbereitung, Fachdidaktiklektüre und Korrespondenz nutzen. Dieser Rhythmus scheint mir nicht ganz nachhaltig, aber die Aufgaben müssen ja irgendwie erledigt werden.

Trotzdem mache ich heute ein bisschen weniger, sonst drehe ich durch. Ich bin nicht um 5 Uhr aufgestanden, habe im Gegensatz zu gestern Zeit zum Gitarrenspielen eingeplant und werde später auch zum Sport fahren. Das muss sein. Ich will nur zusehen, dass ich ein paar wichtige Mails verschicke und mit der Planung für den Lateinunterricht weiterkomme.

Ridendo e scherzando è passata un’altra settimana…

Jeden Sonntag erscheint ein neuer Artikel auf der Webseite. Bis der nächste herauskommt, könnten Sie auch diese interessieren:




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Silvia Ulivi

Humanistin mit einem unstillbaren Faible für Sprachsysteme, Literatur und Unterricht

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