Viele Freunde und Bekannte von mir haben die akademische Laufbahn eingeschlagen und stehen nun als ca. 40-Jährige vor der Frage: „Geht es auf?“ Nach langen Jahren Studium, Promotion, Forschung, Habilitation, unzähligen Konferenzen, Vorträgen und Veröffentlichungen müssen sie jetzt zusehen, dass sie die erhoffte Professur auch tatsächlich bekommen. Wenige schaffen das. Ein paar andere bekommen eine feste Stelle als akademischer Rat. Viele, viel zu viele angeln sich von Projektstelle zu Projektstelle, von befristetem Vertag zu befristetem Vertrag durch und müssen oft nach wie vor die räumliche Flexibilität mitbringen, die sie mit 25 anbieten konnten.

Ich sprach gestern mit einer Freundin von mir – nennen wir sie Paula –, die die Nase voll von dieser Situation hat. Sie ist eine erfolgreiche Forscherin, Korpuslinguistin, Konferenzdolmetscherin und Fach- und Sachbuchautorin, beherrscht mehrere Sprachen, hat bereits in 8 Ländern auf 3 verschiedenen Kontinenten gelebt und geforscht und bringt unzählig viele Kompetenzen und Ressourcen in jeden Beruf, ja jede Lebenslage mit. Nur, auch kluge Leute stehen manchmal auf dem Schlauch.

Neufindungsphasen entstehen oft aus Frustrationen, festgefahrenen Strukturen und negativen Gedankengängen, sodass der nötige Tapetenwechsel durch unnötige Selbstzweifel verhindert wird. Paula wusste nicht weiter: Sie konnte sich partout nicht vorstellen, dass sie nach Jahrzehnten öffentlichen Diensts an der Universität einem privaten Unternehmen etwas anzubieten haben könnte.

Sie können sich vorstellen, wie vehement ich gegen ihre Selbstzweifel argumentiert habe, und konnte als externer Beobachter, der ihre Stärken gesehen hat, aus dem Stegreif mindestes 20 erfüllende Berufe nennen, die sie ausüben könnte. Ich glaube, dass sie erfreulicherweise langsam die Zuversicht gewinnt, sich auf die Suche zu begeben.

Nun, was können diejenigen tun, die keinen Freund oder Coach haben, der so etwas anbietet? Da hilft die KI. ChatGPT teilt ihre inneren Blockaden nicht und kann Ihnen Wege aufzeigen, an die sie nicht gedacht hatten.

Ich zeige Ihnen wie.

Schritt 1: Lebenslauf eingeben

ChatGPT funktioniert am besten, wenn man ihn mit Informationen füttert, denn er kann im Laufe der Konversation die geteilten Informationen berücksichtigen.

Pro-Tipp: Starten Sie immer einen neuen Chat für eine neue Anfrage!

Geben Sie durch Copy-Paste Ihren Lebenslauf bei ChatGPT ein.

Das tut schon gut, denn das Programm gibt einem ein nettes Feedback wie dieses:

Schritt 2: Ideen generieren (lassen)

  • Fragen Sie nach Berufen, die Sie anhand Ihrer Qualifikationen und Erfahrungen ausüben könnten. Sie können nach zu einzelnen Ideen, die die KI generiert hat, weitere Fragen stellen.
  • Fragen Sie nach Firmen, für die Ihr Arbeitsprofil von Interesse sein könnte.
  • Wenn Sie selbstständig werden wollen, fragen Sie nach Businessideen für die Firmengründung.

Als ich beispielsweise nach Firmen gefragt habe, kamen 27 verschiedene Institutionen und Branchen heraus. Da kann man nachhaken und die Suche durch weitere Kriterien verfeinern.

Schritt 3: Suche verfeinern

Da die KI von Ihrer aktuellen Lage ausgeht, kann es sein, dass die Empfehlungen Ihnen noch zu nah an dem Beruf, den Sie aktuell haben, sind. Wenn Sie ein radikaler Tapetenwechsel wünschen oder ein paar der vorgeschlagenen Ideen ausfeilen wollen, geben Sie der KI weitere Informationen wie:

  • „Ich möchte demnächst im Bereich xyz tätig sein.“
  • „Ich bin nur an Leiterstellen interessiert.“
  • „Jobs an privaten Schulen kommen für mich nicht infrage.“
  • „Nenne private Unternehmen im Bereich xyz, bei denen ich mich bewerben könnte.“

Durch zusätzliche Such- und Ausschlusskriterien können Sie Ihre Suche nach möglichen Laufbahnen verfeinern.

Schritt 4 (für Freiberufler/Selbstständige): Kunden und Produkte

Wollen Sie freiberuflich oder gar selbstständig arbeiten, brauchen Sie Kunden und müssen etwas anbieten. Anbieten kann man dreierlei:

  • Produkte (analog oder digital)
  • Dienstleistungen
  • Content

Fragen Sie daher die KI:

  • nach möglichen Kunden (für Sie allgemein anhand der eingetragenen Informationen oder spezifisch etwa für einen Arbeitsbereich)
  • nach möglichen Produkten
  • nach möglichen Dienstleistungen
  • nach möglichem Content

Kombinieren Sie dabei die Suche, indem Sie dann etwa fragen: „Nenne mögliche analoge Produkte für …“

Auf diese Weise sollten Sie mehr Ideen für Ihre Karriere generieren können, als Sie für möglich hielten! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

Wenn Sie diese Methode ausprobieren, erzählen Sie, wie es lief.

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Silvia Ulivi

Humanistin mit einem unstillbaren Faible für Sprachsysteme, Literatur und Unterricht

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