Ach, Senecas Briefe! They never get old.

Lesen Sie auch: Dürfen sich Stoiker zurückziehen? zu Brief VIII und Wie Weise trauern zu Brief LXIII.

Brief I: keine Zeit verlieren

Man soll keine Zeit vergeuden! Der Tod erfolgt nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern er hält bereits alles, was zur Vergangenheit gehört.

Quidquid aetatis retro est, mors tenet.

Sen. epist. 1.1,2.

Die Zeit ist das eine Gut, das uns wirklich gehört: Man soll achtgeben, dass man diese Wahrheit nicht erst dann merkt, wenn es zu spät ist.

se sibi vindicare
tempus aufertur / subripitur / excidit
omnes horas complecti
ex crastino pendere
alicui imputare
ingenue fateri
ratio mihi constat impensae
causas alicuius rei reddere
ad inopiam redigere
suo vitio

Brief II: an einem Ort bleiben

Man soll am besten an einem Ort bleiben, denn wer überall ist, ist schließlich nirgendwo: Er hat viele Unterkünfte, aber keine Freundschaften.

Nusquam est, qui ubique est.

Sen. epist. 1.2,2.

Auch bei der Lektüre sollte man sich mit wenigen Autoritäten beschäftigen und daraus so viel wie möglich ziehen, vor allem im Bereich der Moralphilosophie. Eine Sache am Tag sollte man richtig gut lernen.

Eine Lehre Epikurs zur honesta paupertas: Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer mehr will.

Non qui parum habet, sed qui plus cupit, pauper est.

Sen. epist. 1.2,6.
bonam spem de aliquo concipere
locorum mutationibus inquetari
aegri animi est + inf. ↔︎ compositae mentis est + inf.
secum morari
omnia cursim et properans transmittere
remediorum crebra mutatio
vulnus venit ad cicatricem
in vulnere medicamenta temptare
probatos legere
aliquid adversus mortem / paupertatem / (ceteras) pestes auxilii comparare
alieno imminere

Brief III: wahre Freundschaft

Ein wahrer Freund ist jemand, dem man hundertprozentig trauen kann. Bevor man einen Menschen Freund nennen kann, muss man lange Zeit beobachtet, ob er einer wahren Freundschaft würdig ist, denn danach muss man ihm blind trauen können.

Post amicitiam credendum est, ante amicitiam iudicandum.

Sen. epist. 1.3,2.

Es ist schlecht, sowohl allen als auch niemandem zu trauen, genau so, wie es ein Laster ist, immer zu ruhen oder immer umtrieben zu sein.

Utrumque vitium est, et omnibus credere et nulli.

Sen. epist. 1.3,4.

Inter se ista miscenda sunt: et quiescenti agendum et agendi quiescendum est.

Sen. epist. 1.3,4.
epistulas tradere alicui
epistulas ad aliquem perferre
alicui omnia ad aliquem/aliquam rem pertinentia communicare
non satis nosti vim verae amicitiae
aliquid cum aliquo deliberare
cum aliquo curas/cogitationes miscere
officia permiscere
aliquem in amicitiam recipere
toto pectore
sibi aliquid committere
verba coram aliquo retrahere
se coram aliquo solum putare
tantum amicis committenda obviis narrare
neutrum faciendum est

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Silvia Ulivi

Humanistin mit einem unstillbaren Faible für Sprachsysteme, Literatur und Unterricht

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