Samstag, den 11. Juni 2022

Dass ich diese Woche überlebt habe, grenzt an ein Wunder.

Die ersten UBs

Diese Woche hatte ich meine ersten Unterrichtsbesuche in beiden Fächern. Leider gestaltete sich die Terminfindung für die UBs sehr schwierig, da wir im Mai ins Referendariat gestartet sind und die Sommerferien bereits Ende Juni anfangen. Wenn man die ersten und die letzten zwei Wochen ausschließt, man einplant, dass man in den Kursen, in denen man den UBs zeigen will, vorher ein paar Stunden übernehmen will und dass in diese Zeit Klassenfahrten, Projekte, Praktika, pädagogische Tage, Konferenzen, Abi- und sonstige Prüfungen fallen, bleibt die Terminauswahl auch bei bester und frühzeitiger Planung sehr dünn. Aufgrund der Tatsache, dass ich auf jeden Fall beide erste UBs vor den Sommerferien abhaken wollte, blieb bei mir nichts anderes übrig, als beide an einem Tag einzuplanen. Ich werde es in Zukunft vermeiden, aber ich bin froh, dass beide vorbei sind.

Wie es lief

Angesichts der Ergebnisse bin ich auch dankbar, dass ich beide an einem Tag hatte, denn der erste ist schlecht gelaufen, was ich sehr übel genommen habe. Dass ich weiß, was ich falsch gemacht habe und wie ich es nächstes Mal besser hinbekomme, hat mich nicht davon abgehalten, ein paar Stunden lang im Elternsprechzimmer zu verzweifeln, bis ich feststellen musste: „Ich habe 15 Minuten, um mich zusammenzureißen und den Raum für den nächsten UB vorzubereiten.“ Also Pobacken zukneifen und weiter geht’s. Und der zweite UB war der Hammer – richtig richtig gut. So gut, dass die SuS am Ende geklatscht haben! Hätte ich eine Woche Zeit zum Nachgrübeln gehabt, hätte ich sicherlich eine riesige Angst entwickelt und den zweiten vielleicht auch noch verbockt.

Die Nachbesprechungen

Ich muss sagen, dass ich bei beiden Nachbesprechungen dankbar war, dass ABBs und Fachlehrer dabei waren, denn ich habe sie nicht als weitere „Prüfer“ empfunden – obwohl alle irgendwann meine Arbeit bewerten werden –, sondern wirklich als zusätzliche und hilfreiche Berater. Gerade die Fachlehrer konnten auch Einiges bezüglich der Lerngruppe bzw. dessen, was sie bereits an meiner Arbeitsweise gesehen haben, hinzufügen oder hervorheben, was in beiden Nachbesprechungen sehr dankenswert war. Es macht sehr viel aus, wenn man sich in der Schule gut aufgehoben fühlt. Ich habe Riesenglück gehabt!

Eins durfte ich bei beiden UBs feststellen: Es fällt mir verhältnismäßig leicht, ein Statement zu formulieren, das auch Indikatoren aus dem Unterricht und bei Bedarf alternative Vorgehensweisen beinhaltet. Auch da kann ich noch deutlich ausfeilen, aber für die ersten Versuche waren beide Statements mehr als gut. Ich weiß nicht, wie mein Hirn noch funktionieren konnte, aber ich konnte beim zweiten schon die Verbesserungsvorschläge, die ich beim ersten bekommen hatte, implementieren. A mali estremi estremi rimedi, sagen die Italiener.

Gestern, heute und morgen

Gestern hatten wir noch Langtag im Kernseminar. Ich mag das Kernseminar in der Regel sehr, aber gestern hätte ich sehr gut darauf verzichten können.

Obwohl meine Kräfte mich langsam, aber sicher verlassen, muss ich heute noch mal reinhauen: Unterrichtsvorbereitung für Montag (Liviusabschluss in der Q1 und Italienisch – ich brauch‘ noch Ideen! – bei den 9ern), Hausaufgaben für die Fachseminare – ich empfinde oft als überflüssig, dass wir Hausaufgaben bekommen… but who am I to judge? – und ein Referat für ein Fachseminar. Ich hatte die völlig unrealistische Hoffnung, heute alles erledigen zu können, um zumindest einen Tag in der Woche frei zu haben. 😩 Not gonna happen.

Schön war es, nach den UBs wieder für meine Familie rezeptiv zu sein. Ich habe mich so gefühlt, als ob ich sie 10 Tage lang nicht gesehen hätte. Nachdem die UBs mir jegliche Lebenskraft gesogen hatten, waren eine halbe Stunde mit meinem Mann auf der Couch und eine kleine Shoppingtour mit meiner Tochter wie ein Manna vom Himmel. Wenn ich jetzt am Wochenende auch nur jeweils eine kleine tägliche Dosis Sport, Gitarre und Lateinsprechen einplanen kann, werde ich mich sehr glücklich schätzen.

Sonntag, den 12. Juni 2022

Ich sehne mich gerade nach den Ferien. Es macht mir echt Spaß, Unterricht zu planen, aber ich habe momentan so viel zu tun, dass ich nicht weiß, wann und wie ich dazu kommen soll, obwohl ich wirklich noch nicht viel unterrichte. Das wird noch spaßiger. Anscheinend ist Sonntagabend nach 22 Uhr eine valide Antwort, denn der Unterricht für morgen ist noch nicht fertig. Ich habe den ganzen Sonntag am Schreibtisch verbracht, bin müde und habe gerade gar keine Lust, an Stundenentwürfen herumzubasteln. So viel dazu.

Ich muss an die Schüler denken. Das gibt mir Kraft.

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Silvia Ulivi

Humanistin mit einem unstillbaren Faible für Sprachsysteme, Literatur und Unterricht

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